Zwei Braunbären auf dem Zahnarzt-Stuhl

Hamburger Zahnarzt untersucht Hanna und Sindi im BÄRENWALD Müritz

2.6.2015

Hamburg, 2. Juni 2015 – Am vergangenem Freitag hat der Hamburger Zahnarzt Dr. Marc Loose die beiden Braunbären Hanna und Sindi im BÄRENWALD Müritz behandelt. Beide Bären haben sich inzwischen gut von der Narkose erholt und sind wieder auf ihren Streifzügen im BÄRENWALD unterwegs.

„Wir sind sehr froh, einmal jährlich einen tierärztlichen Gesundheits-Check auf unserem Gelände durchführen lassen zu können. Viele unserer Bären leiden durch die schlechten, vorherigen Haltungsbedingungen und der falschen Ernährung mit viel Süßem, an massiven Zahnproblemen.“

Carsten Hertwig (48), Geschäftsführer des BÄRENWALD Müritz und Leiter der internationalen Bärenprojekte von VIER PFOTEN

Im BÄRENWALD Müritz werden die Bären artgemäß gefüttert: Auf dem Speiseplan stehen frisches Gemüse, Obst und Fisch – Süßigkeiten wie zum Beispiel Rosinenbrötchen sind Tabu.

Bärin Hanna: Parodontitis, Zahnstein und Wurzelbehandlung

Die 23-jährige Hanna kam im März 2014 in den BÄRENWALD Müritz. Sie lebte bis dahin im Tierpark Wolgast als "Hannes". Erst kurz vor der geplanten Kastration vor einem Jahr, kam heraus, dass sie ein Weibchen ist. Das ehemalige Gehege von Hanna war nicht nur sehr klein, sondern auch feucht und dunkel. Die durch die Ausscheidungen der Bärin verursachten Ammoniakdämpfe haben die Nasenschleimhaut und die Nasenscheidewand massiv geschädigt.

„In den neun Jahren meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für VIER PFOTEN habe ich noch nie einen Bären gesehen, der so massiven Zahnstein hatte, wie Hanna. Zunächst konnte ich mir dies nicht erklären, doch als wir die Entzündung der Nasenscheidewand und Schleimhäute sahen, war mir klar, dass Hanna nur noch durch den Mund atmen kann. Nach der gründlichen Zahnreinigung, die ca. eine Stunde dauerte, haben wir dann das ganze Ausmaß ihrer Zahnschädigungen feststellen können: die Zahnhälse der Frontzähne liegen frei, das Zahnfleisch ist stark zurück gegangen, alle vier Eckzähne benötigen eine Wurzelkanalbehandlung. Sie wird leider die nächsten Jahre mehrere Zahnbehandlungen haben müssen“.

Zahnarzt Dr. Marc Loose (49)

Eine Wurzelkanalbehandlung konnte Dr. Loose noch durchführen, dann wurde die Narkose nach gut zwei Stunden beendet, um die Bärin nicht weiter zu belasten.

Bärin Sindi: Zahnfraktur und Wurzelbehandlung

Im letzten Jahr hatte sich die 25-jährige Sindi eine Kieferfraktur zugezogen, die in einer aufwändigen Operation behandelt wurde. Die Ärzte waren nun erleichtert, als sie sahen, dass alles gut verheilt war. Doch auf der anderen Seite des Unterkiefers entdeckten sie einen frakturierten Eckzahn, an dem sich ein Abszess gebildet hat. Dr. Loose entfernte den frakturierten Teil des Zahnes, spülte den Abszess und führte am gleichen Eckzahn eine Wurzelkanalbehandlung durch, um die Stabilität des Kiefers zu erhalten und die Gefahr eines weiteren Kieferbruchs zu vermeiden. Sindi kam im Mai 2006 mit ihrem Bruder Lothar, als erste Bärin in den BÄRENWALD Müritz. Vorher lebten die beiden im Schwarzwaldpark Löffingen in einem kleinem, von Mauern umgebenen und mit Betonboden ausgestatteten Gehege.

Das Ärzte-Team

Der Hamburger Zahnarzt Dr. Marc Loose ist einer der wenigen Spezialisten auf dem Gebiet der Wildtierzahnmedizin. Neben seinem Expertenwissen hatte er seine mobile Praxis im Gepäck: Speziell für die Tiere angefertigte Feilen, Bohrer, diverse chirurgische Instrumente und ein mobiles Röntgengerät. Während der Zahn-OP überwachte Tierärztin Johanna Painer vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin streng die Narkose. Sie nahm beiden Tieren Blut, Kot und Urin für die Laboruntersuchung ab. Alle Bären wurden geröntgt und mittels Ultraschall untersucht.

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